„What We Call Life“ ist das bisher verletzlichste und intimste Album von Jordan Rakei. Die Texte handeln von den Lektionen, die der in Neuseeland geborene, in Australien aufgewachsene und in London lebende Künstler während einer Therapie über sich selbst gelernt hat - eine Reise, die vor zwei Jahren begann, als er begann, über die Bewegung der „positiven Psychologie" zu lesen. Rakei, der bereits Meditation und (buddhistische) Achtsamkeit praktiziert, war neugierig auf das Potenzial der Therapie zur weiteren Selbstentdeckung. Während des Prozesses begann er, mehr über seine Verhaltensmuster und Ängste zu erfahren und setzte sich mit seiner langjährigen, irrationalen Phobie vor Vögeln auseinander - eine Angst, die oft mit dem Unvorhersehbaren und Unbekannten assoziiert wird und die in der kreativen Ausrichtung und den Visuals des Albums zum Ausdruck kommt.
„Als wir es durcharbeiteten, wurde mir klar, dass ich in meiner Musik gerne über die verschiedenen Lektionen sprechen würde, die ich in der Therapie gelernt habe: über meine frühe Kindheit, meine Beziehung zu meinen Eltern und Geschwistern, das unabhängig werden in London, das Leben in einer neuen Ehe und zu verstehen, wie meine Ehe ist im Vergleich zu der Beziehung meiner Eltern.“, erklärt Rakei.
Diese Themen manifestieren sich in Songs wie „What We Call Life“, der Leadsingle „Family“, von der Rakei sagt, dass sie „das persönlichste“ ist, die er je in seinen Texten verarbeitet hat. „Ich wollte an meine Verletzlichkeitsgrenze stoßen und wirklich ehrlich sein. Es geht um die Scheidung meiner Eltern in meinen mittleren Teenagerjahren und darum, dass ich sie immer noch liebe, egal was passiert.“, erklärt er. Auf „Send My Love“ schickt Rakei eine Nachricht aus London (seiner Wahlheimat seit 2015) zurück an seine Familie in Australien. „Es ist ein Bekenntnis zu meiner Unabhängigkeit, als würde ich sagen: mir geht es hier gut, macht euch keine Sorgen um mich, schicke meine Liebe nach Hause.“
„Illusion“ erkundet Vorstellungen von Determinismus gegenüber freiem Willen. „Der Song ist eine Auseinandersetzung darüber, wie viel Kontrolle ich über meine Stimmung, meine Einstellung oder sogar meine Persönlichkeit habe.“, sagt Rakei. Ähnliche Ideen über Natur und Erziehung und die Art und Weise, wie die eigene Umgebung die Art und Weise, wie man lebt, beeinflussen kann, tauchen in „Clouds“ auf, einem Song, den Rakei vor dem Hintergrund der Black-Lives-Matter-Demonstrationen schrieb, die nach dem Mord an George Floyd weltweit an Einfluss gewannen. In dem Track reflektiert Rakei über seine eigene gemischtrassige Herkunft (sein Vater ist ein Pazifikinsulaner, seine Mutter weiß) und die Privilegien, die ihm seine helle Hautfarbe in der westlichen Gesellschaft gewährt hat. „Diese ganze Bewegung hat mich dazu gebracht, viel darüber nachzudenken, und die Therapie hat mir dann ermöglicht, darüber zu schreiben.“, sagt er. „Ich war in der Vergangenheit nie so offen darüber.“
Bei so vielen Künstler*innen, die von seinem Stil beeinflusst werden, wäre es für Jordan sehr einfach, in der gleichen musikalischen Spur zu bleiben; aber, wie auch sonst im Leben, ist er entschlossen, seine Musik weiterzuentwickeln. Solche introspektiven Themen sind eine Abkehr von Rakeis letztem Album, dem 2019 erschienenen „Origin“, das große Fragen über die Art und Weise aufwarf, wie Technologie und soziale Medien unseren Sinn für Menschlichkeit beeinträchtigen. Es wurde von The Observer, Mixmag, Complex und GQ gelobt, erntete ein unerwartetes Lob von Elton John, führte zu einer Zusammenarbeit mit der Rap-Legende Common und brachte Rakei zu einem aufsehenerregenden Auftritt bei der Tiny Desk Concert-Serie vom US-amerikanischen öffentlich-rechtlichen Radiosender NPR. Rakei führt seine Hinwendung zu persönlicheren Themen darauf zurück, dass er beim Schreiben von „What We Call Life“ Singer-Songwriter*innen wie Laura Marling, Scott Matthews, Joni Mitchell und John Martyn hörte. „Ihre Texte sind in der Regel sehr ehrlich, und manchmal nicht einmal zweideutig.“, sagt er. „Ich war neidisch darauf, wie offen sie waren, während meine Sachen in der Vergangenheit eher wie Kommentare waren.“
Abgesehen davon, dass es ein lyrischer Schritt nach vorne ist, erweitert „What We Call Life“ auch Rakeis klangliches Vokabular. Während der Kern des Albums den Fans seiner Neo-Soul- und Hip-Hop-beeinflussten Arbeit vertraut sein wird, taucht Rakei hier tiefer in seine Klangwelt ein und verschmilzt Elektronisches mit akustischen Klängen, raue Grooves mit Ambient-Atmosphären, um etwas reicheres, detaillierteres und texturierteres als zuvor zu erschaffen. Im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen, die aus Rakeis eigenen Demos entstanden, arbeitet er bei „What We Call Life“ zum ersten Mal mit seiner kompletten Band während des Schreibprozesses. In zwei Schreib- und Aufnahmesessions in Wales legte Rakei erst zusammen mit seinen Mitstreitern die Bausteine des Albums fest, bevor er das Album mit einem langen Solo-Postproduktionsprozess in seinem Studio in London während des britischen Lockdowns fertigstellte. „What We Call Life“ zeigt Rakei in der Rolle eines Produzenten der alten Schule, der mit einem fünfköpfigen Team von Kernmitarbeitern (Chris Hyson, Jim Macrae, Jonathan Harvey, Imraan Paleker und Ernesto Marichales, die alle bei den Aufnahmesessions in Wales dabei waren) zusammenarbeitet, deren eigene einzigartige musikalische Sensibilität Rakeis Vision zum Leben erweckt.
Obwohl dieser Prozess neu war, ist Rakei kein Unbekannter in Sachen Kollaboration. Sein Name ist eng mit Freund*innen und Kollaborateur*innen wie Loyle Carner (Jordan Rakei ist u.a. Co-Autor, Produzent und Interpret von „Ottolenghi“ und dem Jorja-Smith-Stück „Loose Ends“), Tom Misch und Alfa Mist verbunden. Es gibt auch eine enge Beziehung zur Südlondoner Dance-Szene, die sich um Bradley Zeros Rhythm Section-Clubnacht und dem dazugehörigen Label dreht. 2016 veröffentlichte Rakei unter dem Pseudonym Dan Kye die vorzügliche Vocal House-EP „Joy, Ease & Lightness“, bis er kürzlich zu diesem Alias zurückkehrte, indem er einen exklusiven Track für Bonobos „Fabric presents“-Mix beisteuerte und im November 2020 ein ganzes Dan Kye-Album, „Small Moments“, veröffentlichte (während er eine Pause von der Produktion von „What We Call Life“ einlegte).
Außerdem hat er Donald Byrds „Wind Parade“ für die „Re:imagined“-Compilation des legendären Blue Note-Labels gecovert und Anfang des Jahres in seinem LateNightTales-Mix Arbeiten aus seinem kreativen Umfeld - neben einigen seiner Lieblingstracks (darunter seine eigenen Cover von Radioheads „Codex“ und Jeff Buckleys „Lover, You Shouldve Come Over“) - präsentiert. Auf Patreon bietet er zudem seiner Fangemeinde weiterhin Produktions-Tutorials und Einblicke hinter die Kulissen in seiner kreativen Arbeit.
Mit bereits ausverkauften Headline-Touren in den USA und Australien sowie Auftritten bei ikonischen Veranstaltungsorten und Festivals - darunter Glastonbury, Pitchfork Avant-Garde Block Party, SXSW, Montreux Jazz Festival, zwei ausverkaufte Nächte im Ronnie Scotts und ein DJ-Set im Fabric (unter seinem Alias Dan Kye) - spielte Jordan 2019 einen triumphalen ausverkauften Gig im Londoner Roundhouse. Im April 2022 geht er auf seine bisher größte UK- und EU-Tournee, die mit einer großen Headline-Show in der 5.000 Zuschauer*innen fassenden Brixton Academy in London abschließt.
Das Artwork von „What We Call Life“ wurde von dem in Kanada geborenen und in Los Angeles lebenden bildenden Künstler Justin Tyler Close entworfen, der sich mit den Themen auf Rakeis Album auseinandersetzt. Das Bild entstand in einem Remote-Fotoshooting, bei dem Rakei Bilder über das Internet schickte, die dann auf ein Blatt projiziert und von Close fotografiert wurden. Die melancholischen Bilder spiegeln den Titel des Albums wider, eine Frage, die sich Rakei während einer Zeit seiner Kindheit, in der er unter großen Ängsten litt, manchmal selbst stellte: Ist es das, was wir Leben nennen? Anstatt die Niederlage zu akzeptieren, ist der Titel heute ein Kommentar zu dem glücklicheren, zuversichtlicheren und selbstbewussteren Menschen und Künstler, der Jordan Rakei heute ist.
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