Auf die Frage wie es jemanden geht, hört man in Irland oft: „Living the dream“. Es ist eine positive Antwort. Man schaut nach vorn, hat Ideale und ist dabei, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Genau das ist die treibende Kraft hinter dem Irish Folk Festival (IFF), das 2023 sein 50-jähriges Jubiläum feiert.
Das Jubiläum verdanken wir groß artiger Musik, Stepp-tanz und Gesang aus Irland aber auch dem Frieden in Mittel europa. Ohne Frieden keine Kultur und keine Tourneen. Den Frieden verdanken wir der europäischen Idee, die verschiedene Nationen und Kulturen verbinden möchte. Das IFF kann stolz von sich behaupten, mehr für das positive Mit einander geleis tet zu haben, als manche Partei. Da wir ak-tuell sehen, wie zerbrechlich Frieden ist, ist es unsere Mission, weiter-hin auf diesem Weg zu bleiben.
Auch Irland ist in diesen 50 Jahren friedlicher geworden. Das IFF gab sowohl Künstlern aus dem Norden als auch dem Süden eine Plattform, die sich für den Friedensprozess und das „Good Friday Agreement“ einsetzten. Aber nicht nur diesen! Unsere Brüder und Schwestern aus Schottland, Galizien, der Bretagne und Kanada haben beim IFF ebenfalls eine Heimat gefunden.
Das IFF war gelegentlich Sprungbrett für große Karrie ren. Ein paar unserer Musikerinnen und Musiker sind sogar mit einem Grammy aus-gezeichnet worden.
Ja, es ist eine wunderbare aber auch manchmal schwierige Aufgabe, ein kostbares Gut wie die irische Tradition zu pflegen. Man kann es nicht immer allen recht machen. Viele Trends und Genres ka men und gingen. Aber das IFF ist geblieben. Wir verdanken dies der Er neu-erungs kraft, die der „living tradition“ innewohnt und sie über einen so langen Zeitraum attraktiv macht.
Ab und zu wurde unser Traumjob jedoch zum Albtraum: Mehrere Re-zessionen, zeitweilige Zu schauer einbrüche als Folge des 11. Septem-bers 2001 und natürlich auch die Pan demie-Jahre stellten uns immer wieder auf harte Proben. Aktuell sind die steigenden Energiekosten eine große Herausforderung.
Aber der Traum lebt! Mit einer Multivision schicken wir das Publikum auf eine Zeitreise in die Vergangenheit, in der alte Legen-den wieder lebendig werden. Um die glorreiche Ver gan genheit schön auszubalancieren, stehen drei junge frische Programmpunkte auf der Bühne, die ihren „Living the dream“-Sound von heute zele-brieren.
CATHAL MURPHY • A singer/songwriter extraordinaire
Cathal ist beim IFF kein Unbekannter. Man wird sich sicher an die jüngste Band aller Zeiten erinnern, die je am IFF teilgenommen hat. Das waren im Jahr 2018 CUIG und Cathal hat die Fans nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch mit seinem expressiven Schlagzeugstil verzaubert. Seitdem hat er sich auch als Singer / Songwriter und Gitar-rist etabliert. Sein lässiges und gut abgehangenes Gitarrenspiel passt wunderbar zu seiner tiefenentspannten Stimme. Wer an zu hohem Blutdruck leidet, der wird nach ein oder zwei seiner Songs diesen auf Bestwert gesenkt haben. Cathals Songs sind einfach Baldrian für die Seele.
Belfast hat viele Singer / Songwriter hervorgebracht, die Soul, Blues, Jazz, Pop stimmig unter einen Hut brachten und trotzdem eindeutig irisch zu verorten sind. „Van the Man“ kommt da einem z.B. in den Sinn. Cathal Murphy ist dabei, im großen Fortsetzungsroman der Bel-faster Singer / Songwriter ein frisches Kapitel zu schreiben. Sein Song „Carry on“ wurde von der irischen Fluglinie mit dem Kleeblatt für eine internationale Kampagne verwendet und kam auf gut 650.000 Views. Damit die Session am Ende durch die Decke geht, packen wir für ihn auch ein Schlagzeug ein.
BRISTE • The ladies they could not break
Schon lange bevor der Begriff „Frauenquote“ auf dem geistigen Hori-zont unserer Gesellschaft auftauchte, waren Künstlerinnen beim IFF bestens vertreten. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publi-kum! Gut 60 Prozent sind Frauen. Also liebe Damen, das IFF bedankt sich für eure Treue mit der aufregendsten Frauenband Nordirlands. Vorhang auf – hier kommt Briste!
Die vier jungen Frauen kennen sich schon seit ihrer Kindheit. Dank ihrer Eltern, die sie Woche für Woche von einem „Fleadh“ zum ande-ren fuhren, jammten sie als Kinder mit Gleichgesinnten. So schnapp-ten sie viele musikalische Ideen in ganz Irland auf. Aber sie mussten auch im musikalischen Wettkampf gegen die Besten ihrer Generation bestehen. Emma Robinson, Alison Crossey, Joanna Boyle und Rachel Toman räumen in ihrer Jugend so manchen Ulster oder All Ireland Champion Titel ab. 2015 ist es dann so weit und die vier Ladies grün-den Briste. Briste bedeutet auf Gälisch zerbrochen oder kaputt. Dieser Name passte perfekt zum damaligen Befinden. Ein Bein und ein Arm im Gips plus zwei gebrochen Herzen … Diese thera-piert eine Frauenband mit super positiver Musik. Die jungen Da-men haben jede Menge spannende Ideen für raffinierte Gesangsarran-gements und pfeilschnelle Instrumentals.
Emma, Alison, Joanna und Rachel leben nach dem guten alten Sprichwort „Scherben bringen Glück“. Ihre Musik ist positiv und erfrischend. Der Briste Sound hat eine heilende Wirkung. Sie sind einfach „the ladies they could not break“.
Ihre internationale Karriere begann in den USA. Es ist also kein Zufall, dass etwas Country und Americana in das Repertoire Eingang findet. Vor allem bei der Mehrstimmigkeit des Gesangs hört man die ameri-kanischen Roots. Mit dem in Irland anerkannten Produzenten Dónal O’Connor, dessen Vater Gerry O’Connor schon vor 45 Jahren beim IFF gespielt hat, nehmen sie ihr feines Debüt Album auf.
DALLAHAN • Dark horsemen of trad
Der Begriff „Dullahan“ kommt aus der irischen Mythologie und steht für gefallene Helden, die als Geistererscheinung in Form eines kopf-losen Reiters weiterleben. Ihren Kopf tragen sie oft unter dem Arm mit sich. Mit Rüstung, Schild und Schwert bewaffnet wird der Dullahan als Todesomen gedeutet. Weil aber der Sound von Dallahan mit Banjo, Fiddle, Akkordeon und Gitarre quicklebendig angeprescht kommt, hat man das „u“ mit einem „a“ ersetzt. Das Quartett arrangiert die Tradi-tion nach einem ähnlichen Prinzip. Ein altehrwürdiger Riff wird in kleinen Schritten immer wieder umgebaut und bekommt so ein völlig neues Eigenleben. Ein Ostinato wird weitergesponnen und entwickelt eine ganz eigene Dynamik. Jack Badcock, Bennedict Morris, Ciaran Ryan und Andrew Waite sind Baumeister, die dem Fluss ihrer Musik immer wieder einen Staudamm in den Weg setzen. Sie stauen die musikalischen Wassermassen so lange auf, bis der Damm nachgibt und die Musik ungestüm durchbricht. In ihren Kompositionen schlummert Sprengkraft, die etwas völlig Befreiendes auslöst. Die Zu hörer können sich auf ein musikalisches Feuerwerk freu-en, das auch Glanzlichter der Balkan Musik und amerikanischen Roots hat. Jazz, Funk, Pop verbinden sich organisch mit den tra-ditionellen Themen. Für kontemplative Stimmung stehen die Songs aus der Feder von Jack Badcock. Diese Stimme geht einem unter die Haut.
Dallahan feiern 2023 das 10-jährige Jubiläum. Sie blicken auf vier Alben und Hunderte von Konzerten rund um den Globus zu-rück. Darunter die wichtigsten Festivals für keltische Musik in den USA, UK, IRL, DK und sogar Nepal. Jetzt sind D und CH dran. Ladies and Gentlemen aufgepasst! Hier kommen die „dark horsemen of tradition“!
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