09.05.2018,
OVE
Location:
,
Einlass: Uhr
Beginn: Uhr
Ticket Preise: € zzgl. Gebühren
OVE
09.05.2018 - Düsseldorf
Tour 2018
Musik ist die Antwort, aber niemand hat gefragt.
Auch nicht die fünf Freunde aus dem hohen Norden: Ove Thomsen, Sönke Torpus, Helge Schulz, Hajo Cirksena und Robert Weitkamp, die als Band den Vornamen ihres rotwuscheligen Sängers tragen. OVE haben trotzdem eine Platte aufgenommen und mit dieser dem tausendäugigen Wal eine neue Schuppe geschenkt. Wale haben keine Schuppen? Dann eben ein Horn, so lang, dass es auch dann noch zu sehen ist, wenn der Wal den Grund nach Krill absucht. Ein Horn, das klingt, sonor wie die Posaune von Sönke und weithin zu hören ist, auch in den Städten, die das Meer noch nie geküsst hat.
Nein, das hier ist nicht Trap, der 2016 schreit und mit Pyramiden-Abzieh-Tattoo bei Primark an der Kasse liegt. Diese Musik hat sehr lange in Salzfässern gelagert und wurde dann warm, frisch und leicht auf Band übersetzt von Berlins finest Indie-Producer Simon Frontzek. Er hat sich mit der Band im Watt`n Sound Studio eingemietet, dieser ehemaligen Schule in Nordfriesland, der Heimat von Ove und Sönke, wo auch schon die schönen Alben von Kid Kopphausen und Click Click Decker entstanden. Fun Fact: Während der Studioproduktion wurde die Band von der Hauswirtschaftsklasse von Oves Mutter bekocht.
Herausgekommen ist Rumpel-Folk mit Prädikat gut und unhatebar. Jeder, der die Grenzen seiner Welt schon lange abgesteckt hat und glaubt, über wichtig oder nichtig in 30 Sekunden entscheiden zu können, höre hier bitte bitte ein bisschen länger und genauer hin. Diese Songs machen dich nicht traurig, sie kicken dich soft von der Klippe und fangen dich auf halbem Flug wieder ab.
Nein, Ove Thomsen ist nicht der erste junge Mann in Jeansjacke, der fragt, wohin mit sich im Gefühlsmoloch, aber wie er singt „Dieses Hin und Her findet kein Ende mehr“: Das ist die neue Schuppe, das neue Horn. Wenn er im zweiundhalb-minütigen Husarenstreich „Ich will ein Haus bauen“ schreit „Solange sich mein Körper wehrt, machen wir Musik“, meint man, Conor Oberst singe leise als Fußnote: „Let the traveling band on the Interstate remain“. Sowieso klingt hier einiges an guter Musikgeschichte mit. Da, wo z.B. „Faden und Fell“ aufhört, könnte auf einem Sommer-in-Schweden-wenn-man-die-Mücken-außer-Acht-lässt-Mixtape „Avalanche“ von Leonard Cohen kommen. Wir sehen auf diesem Album den Dreck unter den Nägeln von Neil Young, schmecken den Kork im Wein von Sven Regener und grüßen Gisbert zu Knyphausens geliebt/gehassten Melancholie-Clown, der auch in OVEs Tourbus einen fest zugewiesenen Platz hat.
Der russische Grübler Fjodor Dostojewski meinte mal über Columbus, er sei nicht glücklich gewesen, als er Amerika entdeckte, sondern als er es entdecken wollte. In diesem Sinne sind auch OVE glücklich und machen glücklich, zumindest mich. Merci für diese Musik.
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